Paula Seeburg – einmal nach Japan und zurück

Im nächsten Interview widmen wir uns einer jungen Kendoka, die mit 17 Jahren kurz vor dem Übergang in die Frauenkategorie steht. Seit zwei Jahren macht Paula Seeburg nun schon Kendo und war bereits für ein Jahr in Japan an einer High Schoool unter anderem im Kendo Club aktiv.

Vermutlich hast du vor der Wahl Kendo zu machen einige andere Sportarten
ausprobiert. Was hat dich letztendlich zu Kendo gebracht?

Naja, viele waren es nicht. Ich habe eine Zeit lang Selbstverteidigung gemacht und bin geritten. Mit Selbstverteidigung habe ich aufgehört als meine Familie umgezogen ist und das Reiten hat mir irgendwann nicht mehr so richtig viel Spaß gemacht. Meine Eltern waren aber der Meinung ich müsse Sport machen, also habe ich mich nach etwas anderem umgesehen. Von Kendo habe ich dann tatsächlich in der Zeitung gelesen. Das Bild in der Zeitung sah cool aus, also habe ich den Artikel dazu gelesen (okay, vielleicht auch ein bisschen, weil japanisch darüber stand). Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, habe ich mich sofort informiert und für den nächsten Anfängerkurs angemeldet.

Wenn dich deine Freunde oder deine Familie neugierig fragt, was du da eigentlich machst, was antwortest du dann? Wie beschreibst du dein Hobby?

Das ist immer ein bisschen schwierig zu beantworten, aber meistens sage ich einfach, dass es eine eine japanische Kampfsportart ist, bei der wir mit Schwertern kämpfen. Meist kommt daraufhin die Frage: „ach, so wie Fechten?“ Und da stehe ich vor dem nächsten Problem, ich hab keine Ahnung vom Fechten also sage ich zu Freund*innen die ich gut kenne meist scherzhaft so etwas wie, „so ähnlich, aber Kendo ist cooler ;)“. Ansonsten zeige ich meist einfach ein Bild auf den Handy und sage: „So ungefähr sieht das aus. Wir kämpfen mit Bambusschwertern und müssen immer schreien.“ Wenn Interesse besteht erzähle ich natürlich gerne weiter, aber den meisten reicht das als Erklärung.

Deine Faszination und dein Interesse an Japan haben dich im letzten Jahr zu einem Auslandsjahr gebracht. Wie war der Wechsel für dich vom deutschen Freizeitkendo zum japanischen Schulkendo?

Hart. Ich hab statt ein- bis zweimal die Woche Training, vier- bis fünfmal in der Woche trainiert. Das war am Anfang super anstrengend und ich hatte echt viel Muskelkater. Aber das legt sich nach ein paar Wochen und dann ist es einfach nur noch toll!!! Obwohl das Level wesentlich höher war als in Deutschland in meiner Altersklasse – in Japan fangen die Meisten schon in der Grundschule mit intensivem Training an, deshalb ist das dort ganz normal. Weitere Unterschiede waren, dass unser Sensei nicht immer da war und an solchen Tagen die Älteren die Jüngeren trainiert haben. Oder dass wir zwar unglaublich viel kindischen Quatsch gemacht haben, aber sobald das Training begonnen hatte, haben sich alle benommen und waren super diszipliniert. Es waren quasi zwei Welten, Training und alles drum herum. Aber ich muss ehrlich sagen, mir macht beides viel Spaß; das japanische und das deutsche Training. Ich vermisse meinen Club in Japan wirklich sehr.

Paula mit ihren Freunden des Kendoclubs beim Sportfest der High School

Nachdem du zurück gekommen bist, hast du eine noch größere Jugendgruppe kennenlernen dürfen. Wie war das für dich wieder in die neue alte Gruppe zurückzukommen?

Lustig. Am ersten Tag war von den Jugendlichen nur eine Person da, die ich kannte. Das hat mich sehr überrascht. Beim nächsten Mal waren es dann schon mehr und ich habe mich sehr gefreut alle wiederzusehen und auch mit den anderen, die ich vorher noch nicht kannte verstehe ich mich gut. Was mir aber immer noch passiert, ist dass ich während des Trainings plötzlich anfange Japanisch zu sprechen, weil die ganzen Wörter japanisch sind und mein Gehirn einfach umschaltet, aber das legt sich sicher bald wieder.

In der Schule geht es für dich jetzt auf den Abschluss zu.
Schaffst du es gut dein Hobby und den Schulalltag zusammenzubringen? Ist das eher schwer oder profitieren Schule und Kendo sogar voneinander?

Ehrlich gesagt beides irgendwie. Vor Klausuren ist es natürlich manchmal stressig, aber Stress muss auch abgebaut werden. Sport und Spaß helfen dabei. Und ja, Schule profitiert auch vom Kendo. Ich habe beim Kendo viele Dinge gelernt, die mir auch in der Schule helfen. Disziplin und Ausdauer. Beides ist gut auf das Lernen für die Schule anzuwenden. Aber am meisten hat Kendo mir in Sachen Selbstbewusstsein schaffen und Nervosität überwinden geholfen. Bei einem Kampf war ich am Anfang immer super nervös, aber wer nervös ist, ist auch unkonzentriert und damit sinken die Gewinnchancen. Wenn ich vor der Klasse sprechen muss, war es genau das selbe. Ich war nervös und habe gestottert und dann sinken natürlich die Chancen auf eine gute Note. Kendo hat mir sehr geholfen mein Selbstbewusstsein zu stärken und mit meiner Nervosität umzugehen. Das hilft mir nicht nur in der Schule, sondern auch im alltäglichen Leben. Ich bin weniger schüchtern und habe weniger Angst mehr Leute anzusprechen. Oder auch vor einer größeren Gruppe an Menschen zu reden. Kendo und Schule unter einen Hut zu bekommen ist also nicht immer ganz einfach, aber die Vorteile und der Spaß am Kendo sind die Mühen auf jeden Fall wert.

Wir haben dich in Hamburg relativ schnell in das Wettkampftraining der Erwachsenen und die jetzt neuen, speziellen Jugendtrainings aufgenommen. Du nimmst auch mit großem Eifer und Ehrgeiz teil. Wie vergleichen sich die Inhalte der speziellen Einheiten mit denen des Trainings am Dienstag und Freitag?

Häufig ist das Training am Dienstag und Freitag nicht ganz so anstrengend wie die anderen Trainings. Ich glaube, dass liegt vor allem daran, dass wir Dienstags und Freitags oft Grundlagen üben und bei den anderen eher Wettkampf orientiertes Training machen. Das reguläre Training hängt aber natürlich auch davon ab, was als nächstes so ansteht. Vor Prüfungen zum Beispiel machen wir häufig Kata, was mit Leuten, die das ernst nehmen echt viel Spaß macht. Zudem sehe ich beim regulären Training natürlich auch meine Freund*innen, was mich immer freut, die sind nicht immer bei allen speziellen Einheiten dabei.

Dafür sind bei den speziellen Einheiten manchmal auch Leute aus anderen Dojos dabei, sodass ich so noch mehr Kendo begeisterte Menschen kennenlernen kann, was echt cool ist.

Ich muss sagen, dass mir trotz der Unterschiede beides gleich viel Spaß macht.

Was sind deine kurz-, mittel-und langfristigen Ziele im Kendo?

Ehrlich gesagt habe ich da nie so richtig drüber nachgedacht. Ich liebe Kendo, deshalb trainiere ich so viel. Und natürlich bin ich auch motiviert und ehrgeizig und möchte auf jeden Fall besser werden. Und ich habe einem
Freund in Japan versprochen ihn eines Tages im Shiai zu besiegen. Ich glaube, das ist erstmal so mein Ziel. Kein wirklich konkretes und wahrscheinlich eher langfristiges Ziel, aber immerhin. Das Ziel in die Nationalmannschaft zu kommen, was vermutlich viele haben, habe ich im Moment nicht. Ich möchte am Training wachsen und Spaß daran haben. Wenn es sich aber ergibt, dass ich irgendwann professionell Kendo machen kann, werde ich nicht nein sagen.

Ganz lieben Dank für die ausführlichen Antworten und Einblicke. Wir freuen uns schon darauf mit dir weiter durch deine Kendokarriere zu gehen!

Lasse Bensieck – vom Handball zum Kendo

Durch Kendo habe ich meine Begeisterung für Sport gefunden, was mir generell im Schulsport hilft.

Lasse ist einer unserer Youngsters, der vor fast zwei Jahren seinen Weg zu uns gefunden hat. Mit seinen 16 Jahren und seinem Kendoalter reiht er sich wohl schon bald bei den jungen Danträgern ein – noch ein paar Kyugrade und es ist soweit 😉

Vermutlich hast du vor der Wahl Kendo zu machen einige andere Sportarten ausprobiert. Was hat dich letztendlich zu Kendo gebracht?

Ich habe davor nur Handball gespielt. Nach Handball hatte ich dann wieder Lust auf Sport, und da ich Kendo einmal in einem Anime gesehen habe, habe ich neugierig gegoogelt und es gefunden und ausprobiert.

Wenn dich deine Freunde oder deine Familie neugierig fragt, was du da eigentlich machst, was antwortest du dann? Wie beschreibst du dein Hobby?

Andere mit Bambusschwertern schlagen und sich schlagen lassen. Es ist natürlich sehr viel mehr als das.

Unsere Jugendgruppe wächst und wächst zur Zeit. Dadurch kommt es immer wieder vor, dass du auch mit neueren Kendoka trainierst. Wie nimmst du diese Entwicklung war?

Ich finde es ist eine tolle Entwicklung und bringt immer mehr Stimmung ins Training. Da es vor allem junge Mitglieder sind, werden wir in ein paar
Jahren noch viele gute Kämpfer*innen mehr in unserem Verein haben; ich freue mich schon.

Derzeit trainierst du dienstags und freitags in der Jugendgruppe mit den etwas fortgeschritteneren Rüstungsträgern. Welche Eindrücke hast du vom Training? Was macht dir besonders viel Spaß?

Das Training mit den Fortgeschrittenen ist super, da man sich sehr schnell weiterentwickeln kann. Besonders Spaß macht mir dabei Kata (Training mit
dem Bokuto) und Jigeiko (freier Kampf, ohne Kampfrichter und Punkte).

Wie ist das für dich Kendo und Schule zusammenzubringen? Gibt es etwas, dass du beim Kendo gelernt hast, was dir auch im Schulalltag hilft? Oder vielleicht ist es auch umgekehrt und etwas aus der Schule hilft dir besonders beim Kendo?

Durch Kendo habe ich meine Begeisterung für Sport gefunden, was mir generell im Schulsport hilft. Aus der Schule konnte ich noch nichts hilfreiches in meinen Kendo-Alltag einbauen.

Neben dem regulären Training hast du begonnen auch an weiteren Kendoveranstaltungen am Wochenende teilzunehmen. Im Mai war das beispielsweise ein gemeinsames Trainingswochenende mit vielen dänischen Jugendlichen und jetzt im Oktober bist du zum Sankei-Cup in Dänemark mitgefahren. Was macht dir an solchen Veranstaltungen besonders viel Spaß?

In erster Linie die Kämpfe und es zusammen mit meinen Freunden vom Kendo zu machen, ist immer lustig. Wenn es in eine andere Stadt oder ein anderes Land geht, ist es immer ein bisschen wie Urlaub.

Hast du schon konkrete Ziele für die nahe und fernere Zukunft als Kendoka vor Augen?

Erstmal alle Kyu-Grade schaffen. Dann alles, was Kendo so zu bieten hat, ausprobieren und dann Kendo in anderen Ländern kennenlernen.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß und worauf freust du dich jedes Mal wieder?

Wenn alle meine Freunde da sind und niemand daneben schlägt. Ich freue mich immer wieder auf die ausgelassene Atmossphäre, die Leute und die körperliche Betätigung.

Vielen Dank, dass uns unsere Fragen beantwortet hast.

Kokoro Okazaki, 岡崎こころ – eine Kendoka mit ganz besonderem Herzen

Im Bild ist Kokoro beim London Cup zu sehen, nachdem sie für ihren Kampfgeist ausgezeichnet wurde

Wenn man die einzelnen Stufen durchläuft, wird sich die eigene Technik verbessern. Aber die größte Veränderung findet im Herzen statt.

Kokoro Okazaki ist Ende 1991 geboren, stammt aus der Präfektur Mie in Japan und hat im Alter von 10 Jahren begonnen ihren Weg des Schwertes zu beschreiten. Dieser hat sie im letzten Jahr nun schon bis zum 6. Dan geführt. Mit den vielen Fragen, die wir ihr stellen konnten, möchten wir sie auf unserer Homepage einmal ganz persönlich zeigen. Die Fragen und Antworten sind dabei aus dem Englischen übersetzt.

 

Kannst du uns ein bisschen von deinen ersten Kendojahren erzählen?

Ich habe im Alter von 10 Jahren mit Kendo angefangen. Den ersten Kyu bestand ich mit 13 Jahren und den Nidan erreichte ich in der Junior High School. In Japan werden die meisten Prüfungen viel lokaler durchgeführt. Mein Kendo war nicht besonders kraftvoll, aber ich liebe es Kata zu trainieren.

Mein Ziel war also eher ein schönes als ein kraftvolles Kendo zu trainieren.

In Japan weiß quasi jeder was Kendo ist. Du selbst bist auch vor zwei Jahren aus Japan hierher nach Deutschland gekommen. Kannst du uns mit zurück nehmen zu deinen ersten Eindrücken über Kendo in Deutschland?

Ich war überrascht, dass es in Deutschland mehr Menschen gibt, die Kendo trainieren, als ich erwartet hatte. Außerdem habe ich eine große Liebe für Kendo und Japan gespürt.

Wenn ich mich richtig erinnere, hat deine Mutter dir und deinem Bruder vorgeschlagen, in der Schule mit Kendo anzufangen. Hast du jemals in Betracht gezogen, eine andere Sportart zu betreiben? Was hat dich dazu gebracht, bei Kendo zu bleiben?

Als ich in der Grundschule war, mochte ich Kendo eigentlich nicht. Der Grund war, dass es weh tat und ich Angst hatte. Ich wollte Tennis spielen und Marathon laufen, was mein Vater auch tat. Als ich jedoch beim Schere-Stein-Papier verloren hatte und mir die Rolle zugewiesen wurde, die Ansagen zu machen, blieb mir nichts anderes übrig, als laut zu schreien. Damals war ich froh, von meinem Lehrer gelobt zu werden, und beschloss, weiter Kendo zu üben. Mein Leben im Kendo begann aus dem einfachen Grund, dass ich weiter machte, weil ich gelobt wurde. Was ich daraus schließen kann, ist, dass die Worte eines Lehrers sehr einflussreich sind. Diese Erfahrung ist der Grund, warum ich auch jetzt, wo ich Lehrerin bin, immer noch versuche, Kinder zu loben.

Neben Kendo war ich auch Leichtathletin – gerade im Bereich der Laufdisziplinen. Wenn ich allerdings nicht regelmäßig und häufig trainiere, kann ich nicht besonders schnell oder weit laufen. Das Gute an Kendo im Vergleich dazu ist jedoch, dass man, auch wenn man eine Weile nicht geübt hat, zwar körperliche Kraft verliert, aber man kann immer noch in anderen Aspekten (mental) geübt sein. Das ist interessant, deshalb mache ich weiter Kendo.

Außerhalb des Dojos, in deinem Berufsleben, bist du Lehrerin an der japanischen Schule. Hast du jemals bemerkt, dass die Soft Skills, die du als Kendoka erworben hast, in deinem Job helfen? Gibt es vielleicht auch umgekehrt Vorteile?

Das ist sehr wahr. Erstens kann ich meinen Schülern das richtige 礼儀 (reigi – dt.: gutes Benehmen, Etikette) beibringen. Kendo hat auch die folgenden Wörter: „打って反省、打たれて感謝“ (utte hansei, utarete kansya) – Denke über den Treffer nach, und sei dankbar für den Treffer. Die Bedeutung dieser Worte ist im Unterricht sehr wichtig. Ich kann meinen Schülern diese Dinge aus meinen eigenen Erfahrungen vermitteln.

Während deiner Zeit in Deutschland hast du eine Menge erreicht. Mit am bemerkenswertesten ist, dass du letztes Jahr die Prüfung zum 6. Dan bestanden hast. Wenn du an diesen Meilenstein in deiner Karriere zurückdenkst, wie hast du diesen Tag erlebt? Hast du Tipps für Anfänger, wie sie den Weg vom Mudan (dt.: Anfänger/nicht-Danträger) zum 6. Dan bewältigen können?

Den Tag, an dem ich den 6. Dan bestanden habe, werde ich nie vergessen. Ich war zuversichtlich, dass ich die Prüfung bestehen könnte. Denn ich war an diesem Tag nicht nervös. Nervös zu sein ist nichts Schlechtes, aber es kann einen daran hindern, 100 % Leistung zu bringen. Ich habe zwei Monate lang jeden Tag 1000 Suburi geübt, um mich auf diesen Tag vorzubereiten. Ich dachte, dass ich vielleicht die einzige Person bin, die in zwei Monaten 1000 Suburi geübt hat, und das gab mir Selbstvertrauen. Das Shinsa-zyo war auch etwas Besonderes. Ich konnte Kendo auf dem Boden machen, auf dem Nora, die im gleichen Dojo Kendo trainiert, als Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft angetreten ist. Habt ihr jemals etwas so Aufregendes erlebt? Ich habe Nora beim Kämpfen zugesehen, also dachte ich, ich muss mein Bestes geben, genau wie Nora. Schließlich habe ich meinen Senseis, Angela und Haruna, von Herzen gedankt.

Wenn man die einzelnen Stufen durchläuft, wird sich die eigene Technik verbessern. Aber die größte Veränderung findet im Herzen statt. Die Gefühle des „Siegenwollens“, des „Starkseinwollens“ und der „Frustration“ werden verschwinden. Mehr noch, wenn man die Tiefe von „Ich möchte Kendo korrekt und schön machen“ und „Es macht mir nichts aus zu verlieren, ich möchte daraus lernen“ erkennt, denke ich, dass man auch den 6. Dan erreichen wird. Ich vermute, diese Idee ist anfangs schwer zu verstehen. Bis ich auf dem College war, wollte ich meistens gewinnen. Meine Kendopraxis änderte sich jedoch, als ich allmählich anfing, für meine Gegner dankbar zu sein, sie als Kendokollegen zu sehen und sie zu respektieren, egal wer sie waren.

Nun, für alle Mudane, bitte geht weiterhin mit dem Gefühl an Kendo heran, den Kampf gewinnen zu wollen. Es macht wirklich Spaß, wenn man gewinnt. Wenn ihr jedoch eure Kendofähigkeiten schneller verbessern wollt, solltet ihr darüber nachdenken, wie sehr ihr andere Dinge als Gewinnen und Verlieren schätzen könnt. Wenn man seinen Geist trainiert und sich gleichzeitig fragt „Sprecht ihr nicht schlecht über die Shinpan?“, „Kümmert ihr euch um eure Rüstung?“  und „Schätzt du 礼儀?“, dann werdet ihr große Kendoka werden, wenn ihr einen hohen Dan erreicht.

Außerdem scheint es so, als würden dich inzwischen viele Kenshi aus ganz Europa kennen. Es sieht wirklich so aus, als würdest du nach dem Motto „Freunde finden, indem man die Schwerter kreuzt“ leben. Kannst du uns etwas darüber erzählen?

Erst als ich nach Europa kam, habe ich durch Kendo mehr Freunde gefunden. Natürlich war ich auch in Japan, aber die Menschen in Europa sind unglaublich. Die Europäer sind wirklich freundlich und ich kann Freunde finden, indem ich einfach Kendo mache. Das sind nicht meine Kräfte, sondern die der europäischen Kendoka. Ich habe eine Menge von ihnen gelernt.

Manchmal findet sich im Trainingsalltag auch die Zeit für einen kleinen Spaß mit Tobias und Michi – ganz schön leicht so ein sechster Dan 😉

Wie erlebst du den Trainingsalltag bei uns im Koan-Ken-Dojo? Was denkst du über die Gruppendynamik in unserem recht breit aufgestellten Erwachsenentraining? Dienstags und freitags sind die Teilnehmer oft zwischen 20 und 82 Jahre alt, vom Kyulevel bis hoch zum 5. und 6. Dan, Frauen und Männer – wie ist das im Vergleich zum Wettkampf-Keiko am Mittwoch?

Ich verstehe Deutsch nicht sehr gut. Also habe ich gelernt, wie man sich auf Deutsch ausdrückt, indem ich die Bewegungen der Senseis beim Erklären beobachtet habe. In Japan werden Wörter oft mit Lautmalerei ausgedrückt, aber die Deutschen beschreiben sie. Das ist sehr interessant. Viele Japaner lernen Kendo mit Lautmalerei. So können wir den Unterschied zwischen Boom, Ton, Pan und Pop verstehen.

Es macht Spaß, Kendo mit Menschen aller Altersgruppen zu trainieren. Es gibt immer etwas zu lernen, egal mit wem man Kendo übt.

Ich trainiere gerne dienstags und freitags, weil es mehr Spaß macht, wenn viele Leute da sind. Mittwochs kann ich nicht oft am Training teilnehmen, aber ich denke, es ist besser, wenn es kleinere Trainingsgruppen gibt, damit wir mehr Fragen an unsere Senseis stellen können.

Gibt es neben all den Fragen noch etwas, das du mit uns teilen möchtest?

Ich möchte die Gelegenheit nutzen allen zu danken, mit denen ich in den letzten Jahren Kendo trainieren konnte. Kendo in Europa zu machen hat mir bisher die meiste Freude in meinem Kendoleben gebracht. Außerdem habe ich die Wunder des Kendo in Europa und nicht in Japan kennengelernt. Das alles habe ich den Leuten zu verdanken, die ich in Europa traf. Ich werde diese Erfahrungen auf jeden Fall in Japan teilen.

Als ganz persönliche Randnotiz möchte ich auch noch sagen, dass ich besonders viel Freude an den Fahrten nach Hause nach dem Training habe, in denen ich mit Tobias und Michi intensiv über Kendo reden kann.

Vielen lieben Dank für das Interview! Wir sehen uns im nächsten Training wieder.

Tomomi Nakashima – So stark wie Gojo Satoru?

Das Training ist für mich am spaßigsten, wenn ich mich besonders darauf freue meine Freunde zu treffen.

Gerade Mal 16 Jahre alt und schon zweiter Dan – das ist unsere Tomomi Nakashima. Sie ist seit 9 Jahren nicht nur bei uns im Dojo aktiv sondern mittlerweile auch als eine der Jüngsten bei den Nationalteamveranstaltungen dabei.

Unter Fußball, Schwimmen oder Snowboarden kann sich jeder etwas vorstellen. Wie würdest du deinen Freunden Kendo erklären?

„Man hat ein Bambusschwert in der Hand und schlägt schreiend auf den Gegner ein.“, so ungefähr …

Hm, die Antwort fällt ja eher kurz aus. Nehmen wir Mal an, dass deine Freunde es genauer wissen wollen. Wie würdest du dann weiter erklären?

Kendo ist eine japanische Kampfkunst, die sich auf Schwertkampf konzentriert und Bambusschwerter (Shinai) sowie Schutzausrüstung verwendet. Sie legt Wert auf Disziplin, Respekt un die Entwicklung des Charakters.

Was reizt dich gerade an Kendo als Sportart – vielleicht auch im Vergleich zu anderen Sportarten oder Hobbies deiner Freunde. Gibt es etwas, dass dich bei Kendo ganz besonders antreibt?

Also die nächstjährige Weltmeisterschaft ist momentan meine Hauptmotivation.

Familie Nakashima nach einem harten Training, in dem Koki seit langem Mal wieder aus Japan zu Besuch war.

Mit deinem Bruder Koki und deinem Vater Kenji stammst du aus einer echten Kendofamilie. Hast du jemals darüber nachgedacht lieber einen anderen Sport machen zu wollen oder wie kam es, dass du jetzt Kendo machst?

Früher wollte ich gerne im Mittelpunkt stehen, also wollte ich lieber eine Sportart machen, die in Deutschland bekannter ist. Es kam einfach so. Mein Bruder und mein Vater haben damit angefangen. Da dachte ich mir: „Warum nicht?“ So bin ich schließlich zum Kendo gekommen.

Als Kendoka wirst du sicher häufig gefragt, ob man das mit dem europäischen Fechten oder auch anderen Kampfsportarten wie etwa Taekwondo vergleichen kann. Bist du manchmal auch neidisch auf die Vertreter*innen anderer Kampfsportarten, die mehr Aufmerksamkeit bekommen?

Früher war ich sehr neidisch. Derzeit empfinde ich aber sehr großen Stolz darauf Kendoka zu sein.

Was macht dich so stolz?

Gute Frage (denkt nach) … vielleicht hat es ein bisschen was damit zu tun, dass ich langsam auch in den Nationalkader hineinwachse und immer wieder größere Erfolge bei deutschen Meisterschaften erziele.

Gibt es etwas, das du beim Kendo gelernt hast, was dir im Schulalltag hilft?

Ja, Kendo hat mir tatsächlich einige Fähigkeiten vermittelt, die mir im Schulalltag geholfen haben. Die Disziplin und Konzentration, die ich beim Kendo entwickelt habe, haben mir geholfen besser zu lernen und mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Außerdem hat mir der respektvolle Umgang miteinander im Kendo beigebracht, wie wichtig es ist andere zu respektieren und in der Schule gut mit meinen Mitschülern auszukommen.

In den letzten Jahren platzierst du dich bei vielen Turnieren auf dem ersten Platz. Wie ordnest du diese Erfolge ein?

Die Erfolge sind für mich sehr erfreulich. Sie zeigen, dass meine harte Arbeit und mein Engagement im Kendo belohnt werden. Sie motivieren mich auch weiterhin hart zu trainieren und mein Bestes zu geben.

Wie gefällt es dir in der ständig wachsenden Jugendgruppe mitzutrainieren?

Es ist großartig die Begeisterung und das Engagement der Neueren zu sehen. Es motiviert mich und fördert eine gute Trainingsatmosphäre.

Du trainierst häufiger auch im Erwachsenentraining mit – wie vergleicht sich das mit dem Jugendtraining?

Das Erwachsenentraining bietet eine andere Dynamik im Vergleich zum Jugendtraining. Die Erwachsenen bringen oft mehr Erfahrung und Technik mit, was zu intensiveren Übungen führt.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß, worauf freust du dich am meisten?

Das Training ist für mich am spaßigsten, wenn ich mich besonders darauf freue meine Freunde zu treffen. Die Vorfreude auf gemeinsame Übungen und das Miteinander macht das Training für mich besonders schön.

Vielen lieben Dank für diese Einsichten!