Michael Winter – 冬の呼吸

So, jetzt kommen wir zu dem unangenehmen Teil, in dem ich auch noch ein Intro für mich selbst schreiben muss … neee, lassen wir Mal sein. Viel Spaß mit den Fragen und Antworten 😉

Warum hast du dich entschieden ausgerechnet mit Kendo anzufangen?

Als ich im Herbst 2021 nach Hamburg gezogen bin, habe ich mich dazu entschieden endlich Mal wieder Kampfsport zu machen. Schon vor Corona im Studium hatte ich nach etlichen Jahren Taekwondo – auch durch einen Kreuzbandriss beim Skifahren – mich dazu entschieden eine Pause einzulegen. In Erlangen hatte ich Kendo beim Unisport gefunden, war damals aber zu spät dran und im nächsten Semester gab es keinen Kurs mehr. In Hamburg habe ich beim SV Eidelstedt dann auf der Website gesehen, dass es zwei Wochen nach meinem Umzug einen Einsteigerkurs gibt. Joa, deswegen bin ich jetzt hier 😀

Michi (links) im Jodan-Kamae neulich bei einem Turnier in Elmshorn

Wie schnell hast du gemerkt, dass Kendo der richtige Sport für dich ist? Warum eigentlich Jodan?

Boah, gute Frage. Ich denke das war so nach einem halben Jahr eigentlich schon entschieden. Manchmal probiert man etwas neues aus und es ist einfach immer wieder toll. Nach sechs Monaten hatte ich von Angela die Erlaubnis bekommen das Men anzuziehen. Das hat mich sehr gefreut. Im Koan-Ken Dojo habe ich dann von allen Seiten immer gutes Feedback und Zuspruch bekommen. Dadurch hat das Training immer Spaß gemacht und in der Gemeinschaft habe ich mich einfach aufgehoben gefühlt.

Dann kommt da sicher noch dazu, dass man als Kampfsportler eine gewisse Sucht entwickelt. Taekwondo ging einfach nicht mehr so wie früher. Da musste dann etwas anderes mit schreien, schwitzen und Vollkontakt her. Bei Kendo habe ich das für mich wiedergefunden.

Michi (rechts) als er bei der deutschen Meisterschaft ein Debana-Kote trifft

Die Antwort darauf, warum ich Jodan mache, ist nicht ganz so leicht zu geben. Irgendwie weiß ich das auch selbst nicht so genau, aber das Verlangen danach ist einfach da. Da gibt es die Faszination an dem Kampfstil immer wieder alles auf eine Karte zu setzen, mit viel Spannung und geistiger Stärke nach vorne zu gehen und auch der Versuch mit dem Geist zuerst anzugreifen statt mit dem Schwert.  Als ich beim Sommerlehrgang in Steinbach war und mit Endo-Sensei jeden Tag mindestens einmal Jigeiko hatte (eigentlich, um zu lernen gegen Jodan zu kämpfen), hat er mir gesagt, dass er sehen will wie ich Jodan mache. Im Anschluss an das Jigeiko hatte er dann vermutet, dass Jodan zu meinem Charakter gut passen könnte. Im Moment würde ich aber sagen, dass mir „vor dem Körper“ und „über dem Kopf“ beides Spaß macht, ich mich mit dem Shinai oben aber ein bisschen wohler fühle.

… dass Jodan auch die Haltung des Feuers genannt wird und der Erzengel Michael ein Flammenschwert hat, hat natürlich gar nichts mit der Entscheidung zu tun XD

Bevorzugst du ein Dobari-Shinai für Jodan?

Da bin ich mir gerade noch nicht so sicher. Es ist definitiv so, dass mehr Gewicht Richtung Griff hilft. Ich habe aber den Eindruck, dass Shinai mit einem richtig breiten Knoten sehr anfällig dafür sind mit einer Suriage-Technik aus der Schnittlinie abgelenkt zu werden. Seit ein paar Wochen teste ich Shinai mit dickem Griff statt dickem ersten Bambusknoten und auch welche mit längerer Tsuka. Nachdem Jodan für jeden aber anders ist – genau wie Chudan – sollte man sich da immer selbst etwas durchtesten. Auf der anderen Seite hat man sicher ganz andere Probleme in seinem eigenen Kendo, wenn ein anderes Shinai einen unglaublich deutlichen Unterschied ausmacht. Ich denke es ist am wichtigsten, dass sich die Haltung locker und nicht verkrampft anfühlt.

Was ist deine Motivation Kendo zu machen? Wie hast du es geschafft so sehr am Ball zu bleiben?

Kendo ist für mich auf jeden Fall der Ausgleich zur Arbeit. Im Moment sitze ich da eigentlich den ganzen Tag am Rechner und bewege mich kaum. Da komme ich dann gerne drei Mal die Woche ins Erwachsenentraining, um alles rauszuschwitzen und den Kopf frei zu bekommen.

Wenn ich das Men an habe, fühlt es sich immer wieder an wie „Welt aus und inneres Feuer an“.

Aus dem Zuspruch von Sensei, Senpai und Peers ziehe ich sehr viel Motivation, aber auch die Tatsache, dass sich meine vielen Trainingsstunden in Platzierungen bei Turnieren und guten Prüfungsergebnisse wiederspiegeln, ist nicht zu vernachlässigen.

Daneben gibt mir die Position als Jugendtrainer eine gewisse Selbstverwirklichung, weil ich hier immer wieder gemeinsam mit den Kids und Jugendlichen ganz individuelle oder auch große Erfolge feiern kann. Einige der Kids und Jugendlichen sehen mich nach eigener Aussage als großes Vorbild. Das gibt mir jedes Mal einen riesigen Motivationsschub und ich gebe mein bestes, um noch besser zu werden. Ich denk je mehr ich selbst gut umsetzen und vormachen kann, desto mehr kann ich auch jede individuelle Entwicklung begleiten.

Was ist deine liebste Erinnerung bis jetzt? Was sind deine Ziele im Kendo?

Ich habe schon so viele tolle Erinnerungen durch Kendo und es kommen laufend welche dazu. Da ist es schwer sich auf eine liebste Erinnerung festzulegen. Ich versuche es Mal mit einer Top 3 – natürlich ungeordnet: a) Jetzt neulich erst, als im Halbfinale eines kleinen Turniers meine zweite Katate-Kote bei einem starken Gegner eingeschlagen hat. b) Der Moment, in dem mir eine Jugendliche im Training beim quatschen gessagt hat: „Wir schauen halt alle voll zu dir auf, Michi“ c)  Der Moment, in dem mir klar wurde, dass andere starke Kendoka aus allen möglichen Vereinen gerne mit mir trainieren und kämpfen, weil sie mich respektieren und Spaß daran haben ihr Kendo gegen meines prallen zu lassen.

Puhhh, meine Ziele. Ganz schön persönlich. Auf jeden Fall möchte ich mein Kendo immer weiter und weiter verbessern. Und wer weiß, vielleicht reicht es dann irgendwann für eine Kaderberufung, den 5. Dan oder sogar mehr. Um ehrlich zu sein kann ich nicht einschätzen, was davon realistisch ist.

Auch nach einem ganzen Tag Turnierleitung beim 2. Kokoro-Cup kann man noch breit grinsen

Was ist das Geheimnis hinter deinen starken Organisationsfähigkeiten?

Ich glaube, dass ich schon immer einen Gestaltungsdrang hatte. Ich war schon als Jugendlicher in der Jugendarbeit im Sportverein tätig und habe auch viele organisatorische Arbeiten im Abijahrgang gemacht, beispielsweise für den Abiball. Besonders gefreut hat es mich dann immer, wenn ich merken konnte, wenn es allen Spaß gemacht hat und meine Ideen in der Umsetzung auch noch gut ankamen. Also neben dem Gestaltungsdrang und dem Spaß an der Freude anderer einfach viel Übung – sind ja jetzt schon über 10 Jahre, in denen ich immer wieder solche Aufgaben übernehme.

Eine Anmerkung möchte ich hier noch machen: Ich bin mir sehr sicher, dass ich ohne den Kampfsport (früher eben Taekwondo und jetzt Kendo) nicht die Fähigkeit dazu entwickelt hätte mich bei der Organisation durchzusetzen und auch bei Problemen weiter durchzubeißen.

Wie würdest du andere überzeugen mit Kendo anzufangen?

Ich würde damit anfangen Videos von großartigen Kämpfen von der EKC oder WKC rauszusuchen und dann meiner Begeisterung für Kendo freien Lauf zu lassen. Wenn Menschen merken, dass man für etwas brennt und es einen glücklich macht, sind sie am ehesten davon zu überzeugen es auch zu probieren.

Was gefällt dir am besten im Koan-Ken Dojo?

Wie oben schon geschrieben ist der Zusammenhalt einfach unglaublich groß, das Training bei den Erwachsenen ist eigentlich immer gut gefüllt, mit den Kids und Jugendlichen im Training kann man sich gut auspowern und gemeinsam die sportlichen Grenzen testen … aber vielleicht noch wichtiger ist, dass man sich über alle Graduierungen und Altersstufen hinweg gegenseitig nach vorne schiebt und es quasi nie eine Frage ist, ob bei Veranstaltungen auch genug helfende Hände da sein werden. Kilian hat neulich in seinem Interview geantwortet, dass das Koan-Ken Dojo ein Profidojo ist. Das großes „Geheimnis“ dahinter ist für mich, dass hier jeder als Teil des ganzen Begriffen wird und wir alle gemeinsam voranschreiten, aber jede und jeden in seinem eigenen Tempo bei uns mitnehmen.

 

Vielen lieben Dank für die tollen Fragen und auch dafür, dass ihr mich so ein bisschen indirekt dazu gezwungen habt mich selbst zu interviewen! Bis demnächst Mal wieder mit Bambusschwertern im Dojo oder mit einem kühlen Getränk im zweiten Dojo 😀

Kilian Sünkel – von Solo Leveling zu Party Grind

Ich weiß nicht genau. Letztens wurde wieder zu mir gesagt, dass das Einzige, was man online von mir sieht, Kendo ist.

Nach einer kleinen Interviewpause geht es heute weiter mit einem Senkrechtstarter. Kilian ist vom anderen Ende Deutschlands zu uns gekommen und hat sich hier sehr schnell im Dojo sowohl bei den Jugendlichen als auch Erwachsenen etabliert.

Bei uns bist du einer der wenigen Jugendlichen, die Kendo nicht bei uns angefangen haben. Wie war das in Königsbrunn mit dem Start?

In Königsbrunn habe ich zusammen mit einem Freund Kendo angefangen und wir waren zu der Zeit die einzigen Anfänger. Das hat dazu geführt, dass man sich sehr gut mit uns beschäftigt hat und man gezielteres Feedback bekommen hat. Auch wurden wir schnell aufgenommen und gehörten schnell dazu. Wobei ich sagen muss, dass wir anfangs schon sehr still und schüchtern waren :). Zusammen haben wir dann bis zu Corona Kendo gemacht. In den zwei Jahren Corona habe ich dann leider so wie viele andere auch kein Kendo machen können. In dieser Zeit hat sich dann auch mein Freund dazu entschieden, mit Kendo aufzuhören. So war ich nach dem Lockdown nur noch alleine. Das hat mich aber nicht aufgehalten, da es dann erst richtig losging für mich und ich angefangen habe, mehr zu sprechen. Dadurch habe ich mich schnell mit den anderen Vereinsmitgliedern sehr gut angefreundet. Zu der Zeit bin ich dann auch endlich in Rüstung gekommen und es sind auch ein paar neue Anfänger dazugekommen. Einer von ihnen ist sehr schnell besser geworden und so hatte ich wieder jemanden auf meinem Level, mit dem ich eine schöne Rivalität und Freundschaft aufbauen konnte. Wir sind auch immer häufiger zu Wettkämpfen gefahren, was meine Lust und Motivation nochmal so richtig geboostet hat. Kurz zusammengefasst war der Anfang in Königsbrunn sehr angenehm und schön und ich bin froh, dass ich in Königsbrunn mit Kendo angefangen habe.

Sommer 2023 – Kilian ist das erste Mal für zwei Wochen bei uns zu Besuch

Was hat dich zu uns nach Hamburg verschlagen und warum bist du fürs Kendo zu uns ins Koan gekommen? Hast du große Unterschiede zu deinem alten Dojo festgestellt?

Nachdem ich für einen Lehrgang und einen Wettkampf in Hamburg war, hat es in mir eine kleine Liebe für diese Stadt entfacht. Nachdem ich dann auch extrem gute Freunde in Hamburg gefunden habe, habe ich den Entschluss gefasst, dass ich nach Hamburg ziehen will und so habe ich mich für eine Ausbildung hier beworben und wurde zum Glück bei meinem ersten Versuch schon angenommen. Nachdem ich dann noch einen Ort gefunden habe, an dem ich wohnen kann, war die Sache fest und es gab kein Zurück mehr. Ins Koan bin ich gegangen, weil ich da schon viele Leute kannte und schon sehr oft dort zu Besuch war. Außerdem hatte ich dort sowohl unter den Jugendlichen als auch unter den Erwachsenen Freunde, mit denen ich schon zu dem Zeitpunkt eine kleine freundschaftliche Rivalität aufgebaut hatte, die jetzt noch stärker geworden ist und für die ich sehr dankbar bin. Es gab viele Unterschiede zu meinem alten Dojo. Der größte Unterschied war aber auf jeden Fall die Anzahl der Leute, die zum Training kommen. In Hamburg sind das viel mehr als in Königsbrunn.

Zusätzlich gibt es natürlich auch große Unterschiede im Training. In Hamburg ist das Training deutlich anstrengender und auch strikter als in Königsbrunn. Hamburg wirkt mehr wie ein Profi-Dojo (wenn man das im Kendo so sagen kann), während Königsbrunn dagegen mehr ein Hobby-Dojo ist, bei dem das Training deutlich lockerer und leichter war.

Wenn du von Profi-Dojo redest, klingt das so, als würden wir mit sehr harten Bandagen das Training durchziehen. Ist das der richtige Eindruck oder steckt da noch ein bisschen mehr hinter?

Das Training ist schon deutlich härter. Aber was es für mich zu einem (zumindest auf deutscher Ebene) Profi-Dojo macht, sind ganz viele Sachen. Das fängt schon an bei der großen Ansammlung an Leuten mit ganz unterschiedlichem Level. Seit ich das Koan kenne, sehe ich immer wieder, wie die Trainer mit ihrer Erfahrung und verschiedenen Übungen (die ich sonst nur in Videos aus Japan sehe) alle Kendoka in ihrer Geschwindigkeit voranbringen. Der Einsatz und die Liebe der Trainer zu Kendo spornt einen noch mehr an. Außerdem gibt es viele starke Leute und sehr viele, die aktiv zu Turnieren fahren und dort auch gute Ergebnisse erzielen. Das Training ist etwas mehr auf Wettkampf ausgerichtet und es ist öfters Training als in meinem alten Verein.

Wenn du von Freunden und Kollegen gefragt wirst, was du da beim Sport immer machst, was antwortest du?

Ich sage meistens, dass man sich gegenseitig mit Stöcken haut und anschreit. Wenn sie dann genaueres wissen wollen, zeige ich ihnen meistens ein Video. So ist es leichter Sachen zu erklären, wenn sie es sehen können.

Du bist 17 Jahre alt und seit über fünf Jahren dabei. Deswegen trainierst du bei uns häufig bei den Erwachsenen mit und nicht nur in der Jugendgruppe. Wie vergleichen sich die Einheiten?

Die Einheiten sind sehr unterschiedlich, da die Jugendlichen sich mehr auf die Grundlagen und Grundtechniken konzentrieren. Bei den Erwachsenen ist das Training schon viel fortgeschrittener und geht viel mehr in die Details. Dadurch geht man auch viel mehr auf spezielle Sachen ein. Ein weiterer großer Unterschied ist das Niveau der anderen Leute. Bei den Jugendlichen sind viele Anfänger oder noch nicht so fortgeschrittene Leute. Seit ich das Koan-Ken Dojo nach Corona kennengelernt habe, steigt die Größe und das Niveau in der Jugendgruppe aber immer weiter. Das Niveau bei den Erwachsenen ist deutlich höher, weil hier viele schon seit 10, 15 oder mehr Jahren Kendo machen. Dadurch sind auch deutlich mehr stärkere Leute als ich dabei.

Am Wochenende stehen häufig Turniere und Lehrgänge an. Wenn wir etwas auf der Homepage teilen, dann bist du häufig mit auf den Bildern zu sehen. Wie erlebst du diesen Teil im Kendoleben?

Ich weiß nicht genau. Letztens wurde wieder zu mir gesagt, dass das Einzige, was man online von mir sieht, Kendo ist (Kilian grinst). Das stimmt auch. Es macht Spaß und ist ganz angenehm auf Bildern mit dabei zu sein, weil es auch immer schöne Erinnerungen sind.

Es ist recht offensichtlich, dass dir der Sport enormen Spaß bereitet. Du hast aber auch sehr große Ziele. Willst du uns an deinen kurzfristigen Plänen und deinen Wünschen für die Zukunft teilhaben lassen?

Meine kurzfristigen Pläne sind aktuell die Sachen zu verbessern, die ich mir vorgenommen habe und noch bessere Ergebnisse auf Wettkämpfen zu erzielen. Auch will ich mich auf die kommende EM vorbereiten, um da Deutschland gut vertreten zu können und um gute Ergebnisse zu erzielen. Ein Wunsch für meine Zukunft ist es auf jeden Fall, den Sprung von der Jugend in die Erwachsenennationalmannschaft zu schaffen und auf Turnieren Spaß mit meinen Freunden zu haben. Ich hoffe, dass ich auch zu einem respektablen Kendoka werden kann.

Kilian erzielt einen Debana-Men-Ippon beim Floraturnier in Elmshorn

Was macht für dich einen respektablen Kendoka aus?

Ein respektabler Kendoka ist für mich jemand, zu dem andere aufsehen und der bekannt ist. Auch ist ein respektabler Kendoka für mich jemand, der zwar stark ist, aber den auch Niederlagen nicht zu sehr stören, der nicht arrogant ist und die Leute nicht von oben herab behandelt.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß und worauf freust du dich immer wieder?

Am meisten Spaß macht mir das Training, wenn wir Shiai machen oder auch Sachen im Team trainieren. Auch machen mir anstrengende Trainingseinheiten Spaß. Freuen tue ich mich immer wieder auf meine Freunde im Training und darauf mit ihnen zu trainieren.

Paula Seeburg – einmal nach Japan und zurück

Im nächsten Interview widmen wir uns einer jungen Kendoka, die mit 17 Jahren kurz vor dem Übergang in die Frauenkategorie steht. Seit zwei Jahren macht Paula Seeburg nun schon Kendo und war bereits für ein Jahr in Japan an einer High Schoool unter anderem im Kendo Club aktiv.

Vermutlich hast du vor der Wahl Kendo zu machen einige andere Sportarten
ausprobiert. Was hat dich letztendlich zu Kendo gebracht?

Naja, viele waren es nicht. Ich habe eine Zeit lang Selbstverteidigung gemacht und bin geritten. Mit Selbstverteidigung habe ich aufgehört als meine Familie umgezogen ist und das Reiten hat mir irgendwann nicht mehr so richtig viel Spaß gemacht. Meine Eltern waren aber der Meinung ich müsse Sport machen, also habe ich mich nach etwas anderem umgesehen. Von Kendo habe ich dann tatsächlich in der Zeitung gelesen. Das Bild in der Zeitung sah cool aus, also habe ich den Artikel dazu gelesen (okay, vielleicht auch ein bisschen, weil japanisch darüber stand). Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, habe ich mich sofort informiert und für den nächsten Anfängerkurs angemeldet.

Wenn dich deine Freunde oder deine Familie neugierig fragt, was du da eigentlich machst, was antwortest du dann? Wie beschreibst du dein Hobby?

Das ist immer ein bisschen schwierig zu beantworten, aber meistens sage ich einfach, dass es eine eine japanische Kampfsportart ist, bei der wir mit Schwertern kämpfen. Meist kommt daraufhin die Frage: „ach, so wie Fechten?“ Und da stehe ich vor dem nächsten Problem, ich hab keine Ahnung vom Fechten also sage ich zu Freund*innen die ich gut kenne meist scherzhaft so etwas wie, „so ähnlich, aber Kendo ist cooler ;)“. Ansonsten zeige ich meist einfach ein Bild auf den Handy und sage: „So ungefähr sieht das aus. Wir kämpfen mit Bambusschwertern und müssen immer schreien.“ Wenn Interesse besteht erzähle ich natürlich gerne weiter, aber den meisten reicht das als Erklärung.

Deine Faszination und dein Interesse an Japan haben dich im letzten Jahr zu einem Auslandsjahr gebracht. Wie war der Wechsel für dich vom deutschen Freizeitkendo zum japanischen Schulkendo?

Hart. Ich hab statt ein- bis zweimal die Woche Training, vier- bis fünfmal in der Woche trainiert. Das war am Anfang super anstrengend und ich hatte echt viel Muskelkater. Aber das legt sich nach ein paar Wochen und dann ist es einfach nur noch toll!!! Obwohl das Level wesentlich höher war als in Deutschland in meiner Altersklasse – in Japan fangen die Meisten schon in der Grundschule mit intensivem Training an, deshalb ist das dort ganz normal. Weitere Unterschiede waren, dass unser Sensei nicht immer da war und an solchen Tagen die Älteren die Jüngeren trainiert haben. Oder dass wir zwar unglaublich viel kindischen Quatsch gemacht haben, aber sobald das Training begonnen hatte, haben sich alle benommen und waren super diszipliniert. Es waren quasi zwei Welten, Training und alles drum herum. Aber ich muss ehrlich sagen, mir macht beides viel Spaß; das japanische und das deutsche Training. Ich vermisse meinen Club in Japan wirklich sehr.

Paula mit ihren Freunden des Kendoclubs beim Sportfest der High School

Nachdem du zurück gekommen bist, hast du eine noch größere Jugendgruppe kennenlernen dürfen. Wie war das für dich wieder in die neue alte Gruppe zurückzukommen?

Lustig. Am ersten Tag war von den Jugendlichen nur eine Person da, die ich kannte. Das hat mich sehr überrascht. Beim nächsten Mal waren es dann schon mehr und ich habe mich sehr gefreut alle wiederzusehen und auch mit den anderen, die ich vorher noch nicht kannte verstehe ich mich gut. Was mir aber immer noch passiert, ist dass ich während des Trainings plötzlich anfange Japanisch zu sprechen, weil die ganzen Wörter japanisch sind und mein Gehirn einfach umschaltet, aber das legt sich sicher bald wieder.

In der Schule geht es für dich jetzt auf den Abschluss zu.
Schaffst du es gut dein Hobby und den Schulalltag zusammenzubringen? Ist das eher schwer oder profitieren Schule und Kendo sogar voneinander?

Ehrlich gesagt beides irgendwie. Vor Klausuren ist es natürlich manchmal stressig, aber Stress muss auch abgebaut werden. Sport und Spaß helfen dabei. Und ja, Schule profitiert auch vom Kendo. Ich habe beim Kendo viele Dinge gelernt, die mir auch in der Schule helfen. Disziplin und Ausdauer. Beides ist gut auf das Lernen für die Schule anzuwenden. Aber am meisten hat Kendo mir in Sachen Selbstbewusstsein schaffen und Nervosität überwinden geholfen. Bei einem Kampf war ich am Anfang immer super nervös, aber wer nervös ist, ist auch unkonzentriert und damit sinken die Gewinnchancen. Wenn ich vor der Klasse sprechen muss, war es genau das selbe. Ich war nervös und habe gestottert und dann sinken natürlich die Chancen auf eine gute Note. Kendo hat mir sehr geholfen mein Selbstbewusstsein zu stärken und mit meiner Nervosität umzugehen. Das hilft mir nicht nur in der Schule, sondern auch im alltäglichen Leben. Ich bin weniger schüchtern und habe weniger Angst mehr Leute anzusprechen. Oder auch vor einer größeren Gruppe an Menschen zu reden. Kendo und Schule unter einen Hut zu bekommen ist also nicht immer ganz einfach, aber die Vorteile und der Spaß am Kendo sind die Mühen auf jeden Fall wert.

Wir haben dich in Hamburg relativ schnell in das Wettkampftraining der Erwachsenen und die jetzt neuen, speziellen Jugendtrainings aufgenommen. Du nimmst auch mit großem Eifer und Ehrgeiz teil. Wie vergleichen sich die Inhalte der speziellen Einheiten mit denen des Trainings am Dienstag und Freitag?

Häufig ist das Training am Dienstag und Freitag nicht ganz so anstrengend wie die anderen Trainings. Ich glaube, dass liegt vor allem daran, dass wir Dienstags und Freitags oft Grundlagen üben und bei den anderen eher Wettkampf orientiertes Training machen. Das reguläre Training hängt aber natürlich auch davon ab, was als nächstes so ansteht. Vor Prüfungen zum Beispiel machen wir häufig Kata, was mit Leuten, die das ernst nehmen echt viel Spaß macht. Zudem sehe ich beim regulären Training natürlich auch meine Freund*innen, was mich immer freut, die sind nicht immer bei allen speziellen Einheiten dabei.

Dafür sind bei den speziellen Einheiten manchmal auch Leute aus anderen Dojos dabei, sodass ich so noch mehr Kendo begeisterte Menschen kennenlernen kann, was echt cool ist.

Ich muss sagen, dass mir trotz der Unterschiede beides gleich viel Spaß macht.

Was sind deine kurz-, mittel-und langfristigen Ziele im Kendo?

Ehrlich gesagt habe ich da nie so richtig drüber nachgedacht. Ich liebe Kendo, deshalb trainiere ich so viel. Und natürlich bin ich auch motiviert und ehrgeizig und möchte auf jeden Fall besser werden. Und ich habe einem
Freund in Japan versprochen ihn eines Tages im Shiai zu besiegen. Ich glaube, das ist erstmal so mein Ziel. Kein wirklich konkretes und wahrscheinlich eher langfristiges Ziel, aber immerhin. Das Ziel in die Nationalmannschaft zu kommen, was vermutlich viele haben, habe ich im Moment nicht. Ich möchte am Training wachsen und Spaß daran haben. Wenn es sich aber ergibt, dass ich irgendwann professionell Kendo machen kann, werde ich nicht nein sagen.

Ganz lieben Dank für die ausführlichen Antworten und Einblicke. Wir freuen uns schon darauf mit dir weiter durch deine Kendokarriere zu gehen!

Lasse Bensieck – vom Handball zum Kendo

Durch Kendo habe ich meine Begeisterung für Sport gefunden, was mir generell im Schulsport hilft.

Lasse ist einer unserer Youngsters, der vor fast zwei Jahren seinen Weg zu uns gefunden hat. Mit seinen 16 Jahren und seinem Kendoalter reiht er sich wohl schon bald bei den jungen Danträgern ein – noch ein paar Kyugrade und es ist soweit 😉

Vermutlich hast du vor der Wahl Kendo zu machen einige andere Sportarten ausprobiert. Was hat dich letztendlich zu Kendo gebracht?

Ich habe davor nur Handball gespielt. Nach Handball hatte ich dann wieder Lust auf Sport, und da ich Kendo einmal in einem Anime gesehen habe, habe ich neugierig gegoogelt und es gefunden und ausprobiert.

Wenn dich deine Freunde oder deine Familie neugierig fragt, was du da eigentlich machst, was antwortest du dann? Wie beschreibst du dein Hobby?

Andere mit Bambusschwertern schlagen und sich schlagen lassen. Es ist natürlich sehr viel mehr als das.

Unsere Jugendgruppe wächst und wächst zur Zeit. Dadurch kommt es immer wieder vor, dass du auch mit neueren Kendoka trainierst. Wie nimmst du diese Entwicklung war?

Ich finde es ist eine tolle Entwicklung und bringt immer mehr Stimmung ins Training. Da es vor allem junge Mitglieder sind, werden wir in ein paar
Jahren noch viele gute Kämpfer*innen mehr in unserem Verein haben; ich freue mich schon.

Derzeit trainierst du dienstags und freitags in der Jugendgruppe mit den etwas fortgeschritteneren Rüstungsträgern. Welche Eindrücke hast du vom Training? Was macht dir besonders viel Spaß?

Das Training mit den Fortgeschrittenen ist super, da man sich sehr schnell weiterentwickeln kann. Besonders Spaß macht mir dabei Kata (Training mit
dem Bokuto) und Jigeiko (freier Kampf, ohne Kampfrichter und Punkte).

Wie ist das für dich Kendo und Schule zusammenzubringen? Gibt es etwas, dass du beim Kendo gelernt hast, was dir auch im Schulalltag hilft? Oder vielleicht ist es auch umgekehrt und etwas aus der Schule hilft dir besonders beim Kendo?

Durch Kendo habe ich meine Begeisterung für Sport gefunden, was mir generell im Schulsport hilft. Aus der Schule konnte ich noch nichts hilfreiches in meinen Kendo-Alltag einbauen.

Neben dem regulären Training hast du begonnen auch an weiteren Kendoveranstaltungen am Wochenende teilzunehmen. Im Mai war das beispielsweise ein gemeinsames Trainingswochenende mit vielen dänischen Jugendlichen und jetzt im Oktober bist du zum Sankei-Cup in Dänemark mitgefahren. Was macht dir an solchen Veranstaltungen besonders viel Spaß?

In erster Linie die Kämpfe und es zusammen mit meinen Freunden vom Kendo zu machen, ist immer lustig. Wenn es in eine andere Stadt oder ein anderes Land geht, ist es immer ein bisschen wie Urlaub.

Hast du schon konkrete Ziele für die nahe und fernere Zukunft als Kendoka vor Augen?

Erstmal alle Kyu-Grade schaffen. Dann alles, was Kendo so zu bieten hat, ausprobieren und dann Kendo in anderen Ländern kennenlernen.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß und worauf freust du dich jedes Mal wieder?

Wenn alle meine Freunde da sind und niemand daneben schlägt. Ich freue mich immer wieder auf die ausgelassene Atmossphäre, die Leute und die körperliche Betätigung.

Vielen Dank, dass uns unsere Fragen beantwortet hast.