Tomomi Nakashima – So stark wie Gojo Satoru?

Das Training ist für mich am spaßigsten, wenn ich mich besonders darauf freue meine Freunde zu treffen.

Gerade Mal 16 Jahre alt und schon zweiter Dan – das ist unsere Tomomi Nakashima. Sie ist seit 9 Jahren nicht nur bei uns im Dojo aktiv sondern mittlerweile auch als eine der Jüngsten bei den Nationalteamveranstaltungen dabei.

Unter Fußball, Schwimmen oder Snowboarden kann sich jeder etwas vorstellen. Wie würdest du deinen Freunden Kendo erklären?

„Man hat ein Bambusschwert in der Hand und schlägt schreiend auf den Gegner ein.“, so ungefähr …

Hm, die Antwort fällt ja eher kurz aus. Nehmen wir Mal an, dass deine Freunde es genauer wissen wollen. Wie würdest du dann weiter erklären?

Kendo ist eine japanische Kampfkunst, die sich auf Schwertkampf konzentriert und Bambusschwerter (Shinai) sowie Schutzausrüstung verwendet. Sie legt Wert auf Disziplin, Respekt un die Entwicklung des Charakters.

Was reizt dich gerade an Kendo als Sportart – vielleicht auch im Vergleich zu anderen Sportarten oder Hobbies deiner Freunde. Gibt es etwas, dass dich bei Kendo ganz besonders antreibt?

Also die nächstjährige Weltmeisterschaft ist momentan meine Hauptmotivation.

Familie Nakashima nach einem harten Training, in dem Koki seit langem Mal wieder aus Japan zu Besuch war.

Mit deinem Bruder Koki und deinem Vater Kenji stammst du aus einer echten Kendofamilie. Hast du jemals darüber nachgedacht lieber einen anderen Sport machen zu wollen oder wie kam es, dass du jetzt Kendo machst?

Früher wollte ich gerne im Mittelpunkt stehen, also wollte ich lieber eine Sportart machen, die in Deutschland bekannter ist. Es kam einfach so. Mein Bruder und mein Vater haben damit angefangen. Da dachte ich mir: „Warum nicht?“ So bin ich schließlich zum Kendo gekommen.

Als Kendoka wirst du sicher häufig gefragt, ob man das mit dem europäischen Fechten oder auch anderen Kampfsportarten wie etwa Taekwondo vergleichen kann. Bist du manchmal auch neidisch auf die Vertreter*innen anderer Kampfsportarten, die mehr Aufmerksamkeit bekommen?

Früher war ich sehr neidisch. Derzeit empfinde ich aber sehr großen Stolz darauf Kendoka zu sein.

Was macht dich so stolz?

Gute Frage (denkt nach) … vielleicht hat es ein bisschen was damit zu tun, dass ich langsam auch in den Nationalkader hineinwachse und immer wieder größere Erfolge bei deutschen Meisterschaften erziele.

Gibt es etwas, das du beim Kendo gelernt hast, was dir im Schulalltag hilft?

Ja, Kendo hat mir tatsächlich einige Fähigkeiten vermittelt, die mir im Schulalltag geholfen haben. Die Disziplin und Konzentration, die ich beim Kendo entwickelt habe, haben mir geholfen besser zu lernen und mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Außerdem hat mir der respektvolle Umgang miteinander im Kendo beigebracht, wie wichtig es ist andere zu respektieren und in der Schule gut mit meinen Mitschülern auszukommen.

In den letzten Jahren platzierst du dich bei vielen Turnieren auf dem ersten Platz. Wie ordnest du diese Erfolge ein?

Die Erfolge sind für mich sehr erfreulich. Sie zeigen, dass meine harte Arbeit und mein Engagement im Kendo belohnt werden. Sie motivieren mich auch weiterhin hart zu trainieren und mein Bestes zu geben.

Wie gefällt es dir in der ständig wachsenden Jugendgruppe mitzutrainieren?

Es ist großartig die Begeisterung und das Engagement der Neueren zu sehen. Es motiviert mich und fördert eine gute Trainingsatmosphäre.

Du trainierst häufiger auch im Erwachsenentraining mit – wie vergleicht sich das mit dem Jugendtraining?

Das Erwachsenentraining bietet eine andere Dynamik im Vergleich zum Jugendtraining. Die Erwachsenen bringen oft mehr Erfahrung und Technik mit, was zu intensiveren Übungen führt.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß, worauf freust du dich am meisten?

Das Training ist für mich am spaßigsten, wenn ich mich besonders darauf freue meine Freunde zu treffen. Die Vorfreude auf gemeinsame Übungen und das Miteinander macht das Training für mich besonders schön.

Vielen lieben Dank für diese Einsichten!

Artur Ulmer – unser Kendo-Urgestein

Dass ich mit fast 79 Jahren immer noch Kendo betreiben kann.

Mit diesem Interview wollen wir einmal Artur Ulmer, ein Urgestein unserer Kendogruppe, in den Mittelpunkt rücken. Artur ist nun schon 79 Jahre alt und hat Kendo nach eigener Aussage mit der Danpassnummer 155 am 5.11.1987 im Lübecker Judo-Club unter Holger Provos begonnen – einem Danträger der ersten Generation, dem Artur die Passnummer 9 glaubt zuschreiben zu können.

Wie so häufig im europäischen Raum hast du eher spät mit Kendo begonnen, in Japan starten die meisten schließlich in der Grundschule. Was hat dich damals dazu gebracht mit Kendo anzufangen?

Bei unseren Turnieren ist Artur häufig im Hintergrund bei der Tischbesetzung zu finden. Hier verfolgt er gespannt mit Peter und dessen Sohn einen Halbfinalkampf beim ersten Kokoro-Cup im Frühjahr 2023.

Ich war da 43 Jahre alt. Eine Zeit des Umbruchs und des Suchens (die in dem Alter übliche Lebenskrise). Unter Anderem ging meine Ehe so langsam in die Brüche. Und da begegnete ich einem Mann, der sich mit allerlei Kampfkünsten beschäftigte, eben auch mit Kendo. Allerdings nicht in einem Verein. Ich wollte dann mein Kendo in geordnete Bahnen lenken und ging zunächst nach Lübeck, später dann nach Hamburg (1994).

Zu dem Zeitpunkt warst du als Wissenschaftler noch voll im Einsatz. Hat sich durch dein Hobby im Alltag etwas verändert?

Privat ganz sicher, Kendo war sicher wohl auch ein, wenn auch geringer Grund, für die Scheidung. Beruflich hat mir Kendo sicherlich etwas mehr Sicherheit im Umgang mit Mitarbeitern gebracht. Aber das würde ich vermutlich eher meiner Beschäftigung mit dem Buddhismus zuschreiben.

Sowohl dein damaliger Beruf als auch dein Hobby sind nicht unbedingt die
häufigsten, die gewählt werden. Wie gut lie
ßen sich die beiden für dich vereinbaren, konntest du vielleicht sogar Soft Skills aus dem Kendo in deinen Beruf einbringen?

Ich sehe überhaupt keine Grund, weshalb mein Beruf nicht mit Kendo vereinbar sein sollte. Soft Skills ist mir kein Begriff, musste erst im Internet danach suchen. Natürlich haben Soft Skills aus dem Kendo einen Einfluss auf die Ausübung meines Berufs gehabt. Alles hängt mit allem irgendwie zusammen. Alles was ich tue hat Einfluss auf alles was ich tue.

Wenn man sich in Deutschland bei dem einen oder anderen Turnier und Lehrgang mit anderen Kendoka unterhält, dann kennt man den Artur aus Hamburg quasi überall. Lässt sich das für dich auf besondere Erfolge zurückführen?

Nein, besondere Erfolge habe ich nicht. Vielleicht ist auch ein Grund, weil mein Neffe (Jan Ulmer) zweimal Europa Vizemeister war. Aber ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Fragt doch mal auf den Lehrgängen bei den Leuten nach, die mich kennen.

Anmerkung der Redaktion: Das haben wir natürlich getan und gerade die jüngeren Kendoka, die Mal in Hamburg oder beim Gasshuku in Oldenburg und beim Keikokai in Rottweil auf Artur getroffen sind, haben sich mehr als fasziniert von Arturs freudiger Ausstrahlung und seiner ungebrochenen Freude am Kendo gezeigt. Aber noch viel wichtiger wurde ausnahmslos festgestellt „Ich hoffe in dem Alter immernoch mit so viel Ausdauer und Spaß Kendo machen zu können!“. Von Ralph Lehmann ist uns „Du bist doch bei Haruna, Angela und Artur im Dojo, oder? Das merkt man und da brauche ich dir keine Tipps geben, die drei machen das schon.“ im Gedächtnis geblieben.

Worauf bist du in deiner Kendokarriere besonders stolz?

Dass ich mit fast 79 Jahren immer noch Kendo betreiben kann. Auf fast allen Lehrgängen bin ich der Älteste.

Mit welchen Zielen und Vorsätzen nimmst du aktuell am Training teil?

Meine Ziele und Vorsätze sind immer noch zu lernen und mein Kendo zu verbessern.

Ich habe festgestellt, dass ich einige Hobbies, wie zum Beispiel aktiver Jazzmusiker oder Segler, aufgegeben habe, nachdem meine Entwicklung zum Stehen gekommen ist. Das ist mir beim Kendo noch nicht passiert.

Die Divise bei dem Lehrgang Keikokai ist auch “Lebenslanges KENDO mit der KendoIdee“; Passt zu mir.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß, worauf freust du dich am meisten?

Viele wissen es ja, meine Devise beim Kendo ist Spaß, Kampfgeist und Technik in dieser Reihenfolge der Gewichtung. Am allermeisten Spaß macht mir Kendo, wenn das Training all diese drei Eigenschaft beinhaltet. Übrigens ist das auf dem Keikokai hervorragend etabliert. Deshalb fahre ich, wenn möglich, auch immer hin. Ich freue mich bei uns am meisten auf ein Jigeiko mit Haruna, Kokoro, und Michi. Haruna, Kokoro wegen ihres hervorragenden Kendo, und Michi wegen seines herausragenden Kampfgeist.

Was ist dein Eindruck der Erwachsenentruppe? Wir haben schließlich einen breiten Mix über viele verschiedene Alters, Leistungs und Graduierungsklassen hinweg.

Dieser Mix ist gerade das Interessante. Es ist eine gute Übung, mit jeder
Leistungsklasse zurecht zu kommen. Vor allem die niedrigen Leistungsklassen sind
immer eine Herausforderung. Ich habe immer noch Schwierigkeiten, mich auf eine sehr niedrige Leistungsklasse einzustellen, so dass der Partner als auch ich etwas davon haben.

Vielen Dank für deine offenen und ehrlichen Antworten und auch für das ausgteilte Lob. Hoffentlich haben wir noch viele Jahre gemeinsam Spaß beim Kendo!

Gute Kämpfe und persönliche Erfolge

Am 9. September nahmen aus unserem Dojo Kokoro Okazaki und Michael Winter am Halloren-Cup in Halle teil. Ein spannendes 5er-Teamturnier, das neben einem Doppel-K.O.-System auch im Kachinuki-Modus ausgetragen wird. Bei diesem Modus bleibt der Sieger einer Begegnung auf der Fläche und kämpft weiter. Wenn also das erste Mitglied eines Teams gewinnt, geht es im nächsten Kampf gegen die Nummer 2 aus dem gegenerischen Team ran.

Gemeinsam mit den Cottbusern Danai Katsou und Maximilian Schneider starteten wir also zu viert in das Turnier. Schnell mussten wir uns aber gegen das Team aus Zwickau mit Matthias Lechleitner – seines Zeichens 5.Dan und Nitokämpfer – geschlagen geben. Davon aber unbeeindruckt ging es für uns in den „Zweig der Geschlagenen“, in dem wir zwei Teamkämpfe souverän für uns entscheiden konnten. Zuerst schafften es Danai und Max zu zweit ein Team auszuschalten, bevor das nächste Team durch Michael von vier auf zwei Kämpfer reduziert wurde, Max konnte sich dann bis zum letzten Kämpfer vorarbeiten, der erst von Kokoro besiegt werden konnte. Im Anschluss ging es für uns erneut gegen das Zwickauer Team auf die Kampffläche. Taktisch umgekehrt aufgestellt fegte Kokoro durch die Reihen und musste sich gegen einen deutlich größeren Matthias erneut geschlagen geben. Danai und Max versuchten auch ihr Glück, mussten aber den entscheidenden Kampf an Michael weitergeben. Nach einigen fehlgeschlagenen Trefferversuchen auf beiden Seiten konnte Matthias einen Ippon landen, den Michael aber mit einer Kombotechnik und einem verwandelten Sayu-Men ausgleichen konnte. Letztendlich konnte Matthias den Kampf aber erneut für die Zwickauer entscheiden und für unser Team war im Viertelfinale Schluss.

Am Ende des Turnieres ging die Berlin Mannschaft gegen die Dresdner siegreich hervor. Zusätzlich konnte Daniel Maurer aus Berlin auch den Sonderpreis für den Alleinsieg gegen ein volles Fünferteam für sich gewinnen.

Durch das besondere Turnierformat hatten wir aber alle sehr viele schöne Kämpfe und durch die freundlichen Kendoka aus Halle einen wundervollen Wettkampftag.

18. Herbstlehrgang – Was genau ist eigentlich ein Kumpf?

Nun, ein Kumpf war früher ein Gefäß, in dem man einen Wetzstein mitgenommen hat. Warum findet sich dieses Wissen nun aber auf unserer Homepage? Ganz einfach, am ersten Septemberwochenende kamen Kazuko und Uwe Kumpf aus Frankfurt zu uns nach Hamburg, um den 18. Herbstlehrgang bei uns zu leiten. Ihrem Nachnamen treu bleibend hatten die beiden viele Übungen im Gepäck, um uns neue Anreize und ein hartes Training zu bieten – eben um uns etwas zu schleifen. So starteten wir mit einem schnellen Blick auf die Basis unseres Sportes: Fußarbeit, isolierte Schlagübungen und Partnerübungen ohne Rüstung. Dann ging es auch schon los, die restliche Rüstung wurde aufgesetzt und es wurde Technik für Technik und Detail für Detail immer genauer und feiner einstudiert.

Ein Highlight war für uns alle auch das Wettkampftraining zur Vorbereitung auf die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft und die Deutsche Jugendmeisterschaft in diesem Herbst. Hier konnten alle unsere aktiven Wettkämpfer nochmal ordentlich an ihren Taktiken arbeiten.

In diesem Jahr konnten wir uns über etwa 45 Teilnehmende freuen und hatten sehr viel Spaß dabei gemeinsam wieder ein Stück besser zu werden.