Kilian Sünkel – von Solo Leveling zu Party Grind

Ich weiß nicht genau. Letztens wurde wieder zu mir gesagt, dass das Einzige, was man online von mir sieht, Kendo ist.

Nach einer kleinen Interviewpause geht es heute weiter mit einem Senkrechtstarter. Kilian ist vom anderen Ende Deutschlands zu uns gekommen und hat sich hier sehr schnell im Dojo sowohl bei den Jugendlichen als auch Erwachsenen etabliert.

Bei uns bist du einer der wenigen Jugendlichen, die Kendo nicht bei uns angefangen haben. Wie war das in Königsbrunn mit dem Start?

In Königsbrunn habe ich zusammen mit einem Freund Kendo angefangen und wir waren zu der Zeit die einzigen Anfänger. Das hat dazu geführt, dass man sich sehr gut mit uns beschäftigt hat und man gezielteres Feedback bekommen hat. Auch wurden wir schnell aufgenommen und gehörten schnell dazu. Wobei ich sagen muss, dass wir anfangs schon sehr still und schüchtern waren :). Zusammen haben wir dann bis zu Corona Kendo gemacht. In den zwei Jahren Corona habe ich dann leider so wie viele andere auch kein Kendo machen können. In dieser Zeit hat sich dann auch mein Freund dazu entschieden, mit Kendo aufzuhören. So war ich nach dem Lockdown nur noch alleine. Das hat mich aber nicht aufgehalten, da es dann erst richtig losging für mich und ich angefangen habe, mehr zu sprechen. Dadurch habe ich mich schnell mit den anderen Vereinsmitgliedern sehr gut angefreundet. Zu der Zeit bin ich dann auch endlich in Rüstung gekommen und es sind auch ein paar neue Anfänger dazugekommen. Einer von ihnen ist sehr schnell besser geworden und so hatte ich wieder jemanden auf meinem Level, mit dem ich eine schöne Rivalität und Freundschaft aufbauen konnte. Wir sind auch immer häufiger zu Wettkämpfen gefahren, was meine Lust und Motivation nochmal so richtig geboostet hat. Kurz zusammengefasst war der Anfang in Königsbrunn sehr angenehm und schön und ich bin froh, dass ich in Königsbrunn mit Kendo angefangen habe.

Sommer 2023 – Kilian ist das erste Mal für zwei Wochen bei uns zu Besuch

Was hat dich zu uns nach Hamburg verschlagen und warum bist du fürs Kendo zu uns ins Koan gekommen? Hast du große Unterschiede zu deinem alten Dojo festgestellt?

Nachdem ich für einen Lehrgang und einen Wettkampf in Hamburg war, hat es in mir eine kleine Liebe für diese Stadt entfacht. Nachdem ich dann auch extrem gute Freunde in Hamburg gefunden habe, habe ich den Entschluss gefasst, dass ich nach Hamburg ziehen will und so habe ich mich für eine Ausbildung hier beworben und wurde zum Glück bei meinem ersten Versuch schon angenommen. Nachdem ich dann noch einen Ort gefunden habe, an dem ich wohnen kann, war die Sache fest und es gab kein Zurück mehr. Ins Koan bin ich gegangen, weil ich da schon viele Leute kannte und schon sehr oft dort zu Besuch war. Außerdem hatte ich dort sowohl unter den Jugendlichen als auch unter den Erwachsenen Freunde, mit denen ich schon zu dem Zeitpunkt eine kleine freundschaftliche Rivalität aufgebaut hatte, die jetzt noch stärker geworden ist und für die ich sehr dankbar bin. Es gab viele Unterschiede zu meinem alten Dojo. Der größte Unterschied war aber auf jeden Fall die Anzahl der Leute, die zum Training kommen. In Hamburg sind das viel mehr als in Königsbrunn.

Zusätzlich gibt es natürlich auch große Unterschiede im Training. In Hamburg ist das Training deutlich anstrengender und auch strikter als in Königsbrunn. Hamburg wirkt mehr wie ein Profi-Dojo (wenn man das im Kendo so sagen kann), während Königsbrunn dagegen mehr ein Hobby-Dojo ist, bei dem das Training deutlich lockerer und leichter war.

Wenn du von Profi-Dojo redest, klingt das so, als würden wir mit sehr harten Bandagen das Training durchziehen. Ist das der richtige Eindruck oder steckt da noch ein bisschen mehr hinter?

Das Training ist schon deutlich härter. Aber was es für mich zu einem (zumindest auf deutscher Ebene) Profi-Dojo macht, sind ganz viele Sachen. Das fängt schon an bei der großen Ansammlung an Leuten mit ganz unterschiedlichem Level. Seit ich das Koan kenne, sehe ich immer wieder, wie die Trainer mit ihrer Erfahrung und verschiedenen Übungen (die ich sonst nur in Videos aus Japan sehe) alle Kendoka in ihrer Geschwindigkeit voranbringen. Der Einsatz und die Liebe der Trainer zu Kendo spornt einen noch mehr an. Außerdem gibt es viele starke Leute und sehr viele, die aktiv zu Turnieren fahren und dort auch gute Ergebnisse erzielen. Das Training ist etwas mehr auf Wettkampf ausgerichtet und es ist öfters Training als in meinem alten Verein.

Wenn du von Freunden und Kollegen gefragt wirst, was du da beim Sport immer machst, was antwortest du?

Ich sage meistens, dass man sich gegenseitig mit Stöcken haut und anschreit. Wenn sie dann genaueres wissen wollen, zeige ich ihnen meistens ein Video. So ist es leichter Sachen zu erklären, wenn sie es sehen können.

Du bist 17 Jahre alt und seit über fünf Jahren dabei. Deswegen trainierst du bei uns häufig bei den Erwachsenen mit und nicht nur in der Jugendgruppe. Wie vergleichen sich die Einheiten?

Die Einheiten sind sehr unterschiedlich, da die Jugendlichen sich mehr auf die Grundlagen und Grundtechniken konzentrieren. Bei den Erwachsenen ist das Training schon viel fortgeschrittener und geht viel mehr in die Details. Dadurch geht man auch viel mehr auf spezielle Sachen ein. Ein weiterer großer Unterschied ist das Niveau der anderen Leute. Bei den Jugendlichen sind viele Anfänger oder noch nicht so fortgeschrittene Leute. Seit ich das Koan-Ken Dojo nach Corona kennengelernt habe, steigt die Größe und das Niveau in der Jugendgruppe aber immer weiter. Das Niveau bei den Erwachsenen ist deutlich höher, weil hier viele schon seit 10, 15 oder mehr Jahren Kendo machen. Dadurch sind auch deutlich mehr stärkere Leute als ich dabei.

Am Wochenende stehen häufig Turniere und Lehrgänge an. Wenn wir etwas auf der Homepage teilen, dann bist du häufig mit auf den Bildern zu sehen. Wie erlebst du diesen Teil im Kendoleben?

Ich weiß nicht genau. Letztens wurde wieder zu mir gesagt, dass das Einzige, was man online von mir sieht, Kendo ist (Kilian grinst). Das stimmt auch. Es macht Spaß und ist ganz angenehm auf Bildern mit dabei zu sein, weil es auch immer schöne Erinnerungen sind.

Es ist recht offensichtlich, dass dir der Sport enormen Spaß bereitet. Du hast aber auch sehr große Ziele. Willst du uns an deinen kurzfristigen Plänen und deinen Wünschen für die Zukunft teilhaben lassen?

Meine kurzfristigen Pläne sind aktuell die Sachen zu verbessern, die ich mir vorgenommen habe und noch bessere Ergebnisse auf Wettkämpfen zu erzielen. Auch will ich mich auf die kommende EM vorbereiten, um da Deutschland gut vertreten zu können und um gute Ergebnisse zu erzielen. Ein Wunsch für meine Zukunft ist es auf jeden Fall, den Sprung von der Jugend in die Erwachsenennationalmannschaft zu schaffen und auf Turnieren Spaß mit meinen Freunden zu haben. Ich hoffe, dass ich auch zu einem respektablen Kendoka werden kann.

Kilian erzielt einen Debana-Men-Ippon beim Floraturnier in Elmshorn

Was macht für dich einen respektablen Kendoka aus?

Ein respektabler Kendoka ist für mich jemand, zu dem andere aufsehen und der bekannt ist. Auch ist ein respektabler Kendoka für mich jemand, der zwar stark ist, aber den auch Niederlagen nicht zu sehr stören, der nicht arrogant ist und die Leute nicht von oben herab behandelt.

Wann macht dir das Training am allermeisten Spaß und worauf freust du dich immer wieder?

Am meisten Spaß macht mir das Training, wenn wir Shiai machen oder auch Sachen im Team trainieren. Auch machen mir anstrengende Trainingseinheiten Spaß. Freuen tue ich mich immer wieder auf meine Freunde im Training und darauf mit ihnen zu trainieren.