Warum zu Hause bleiben, wenn man Kendo machen kann?

Am Wochenende vom 17. bis 19.05. waren wir beim 5. Oldenburger Pfingstlehrgang dabei.

Schon bei der Anmeldung haben alle Teilnehmenden ein Armband in einer zufälligen Farbe bekommen. Damit sollte ein bisschen Ordnung ins Jigeiko mit den Sensei gebracht werden. Denn wer kennt es nicht – das Men wir so schnell wie möglich irgendwie gebunden, damit es ausreichend hält und dann läuft man zur Schöange vor den Sensei in der Hoffnung schneller als der Rest gewesen zu sein. Dieses Mal wurden dann aber beim Jigeiko die Farben ausgerufen und alle bekamen die Möglichkeit auf ein Training mit den Lehrgangsleitern. Als Sensei sind Herr Takeshi Ishii und Herr Toshiro Sakata aus Japan gekommen, beide sind Träger des 8. Dan. Ishii-Sensei seit kurzem auch Träger des höchsten Titels im Kendo – Hanshi (jap. für Meister).

 

Zum Aufwärmen haben wir am Samstag langsame Men-Suburi gemacht und dabei besonders auf die Korrektheit geachtet. Deshalb haben wir auch nur relativ wenige und nicht hundert Suburi gemacht. Denn hundert Suburi sind nur sinnvoll, wenn sie alle korrekt ausgeführt werden. Danach haben wir große und kleine Men-Schläge geübt und trainiert unser Issoku-Itto no Ma (unseren Schlagabstand) zu finden. Zum Ende der ersten Einheit haben wir dann Mawarigeiko gemacht. Ich fand, es hat sehr viel Spaß gemacht mit Leuten zu kämpfen und zu trainieren, mit denen ich sonst nicht trainiere. Im regulären Training sind die möglichen Trainingsgegner im Vergleich zu einem Lehrgang mit über 100 Kendoka natürlich begrenzter.

In der Mittagspause gab es Wasser, Sandwiches, Würstchen im Brötchen, beides auch in vegetarisch und vegan, Obst und Kuchen. Es waren also alle bestens versorgt. Im darauffolgenden Training wurden wir dann nach Gradierungen in Gruppen eingeteilt um mit dem Bokuto zu trainieren. Danach hat meine Gruppe noch ein paar der Techniken der Bokuto no yoru Kendo kihon-waza keiko ho (häufig als Kihon Kata bezeichnet) mit dem Shinai geübt, bevor es zur zweiten Runde Mawarigeiko bzw. Seinseigeiko ging. In den anderen Gruppe wurde zuerst die Nihon Kendo Kata vertieft, bevor mit dem Shinai die verschiedenen Angriffstechniken vor dem Mawarigeiko geübt wurden.

Zum Abendessen sind wir dann in das danebenliegende Jugendzentrum gegangen, wo einige Leute, unter anderem ein paar aus dem Kōan geschlafen haben. Das Essen war sehr lecker und wir haben uns noch bis sehr spät unterhalten.

Am Sonntag morgen nach dem Frühstück, das es auch im Jugendzentrum gab, war wieder Training. Diesmal haben wir mit dem Bokuto-Training in den einzelnen Gruppen angefangen. Meine Gruppe hat danach wieder die Techniken aus den Kihon-Kata-Formen mit Shinai geübt, während die Fortgeschrittenen einen Fokus auf Kontertechniken gelegt haben. Vor der Mittagspause haben wir dann noch eine Runde Mawarigeiko gemacht.

Nach der Mittagspause mit erneut sehr leckerem Essen, wurden Dan-Prüfungen ab dem 4. Dan simuliert. Die Sensei haben dabei Notizen gemacht und Tipps für die Prüfungen gegeben. Alle die
nicht bei Simulation teilgenommen haben, konnten zugucken oder lernen ihre Shinai auseinander und wieder zusammen zu bauen. Ich habe bei den Prüfungssimulationen zugeguckt und fand es sehr interessant zu sehen, worauf es ankommt und auf was alles geachtet wird. Und ich wünsche natürlich allen, die an den Simulationen teilgenommen haben viel Erfolg bei ihrer nächsten Prüfung.

Nach den Simulationen, hatte die Gruppe mit den grünen Armbändern Sensei Jigeiko, während in dem anderen Teil der Halle die Kyu-Prüfungen abgelegt wurden. Ich war in der grünen Gruppe und habe mit einigen Sensei Jigeiko machen können, was sehr spannend war und viel Spaß gemacht hat. Danach habe ich noch ein bisschen bei den Kyu-Prüfungen zugesehen, bevor es zum Abendessen ging. Wir haben gegrillt, aber leider hat es gewittert, sodass wir drinnen essen mussten. Lecker war es
aber trotzdem und auch das vegetarische und vegane Essen war nicht weniger zu empfehlen als Steak und Bratwurst. Nach dem Essen haben wir uns wieder sehr nett unterhalten und Kartenspiele gespielt. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt und hoffe, dass ich diese bei anderen Lehrgängen, z.B. nächstes
Jahr oder so, wiedersehe.

Am Montag hatten wir vormittags noch einmal Training. Zum Aufwärmen haben wir 100 Men-Suburi gemacht. Danach haben wir Kubungeiko gelernt und geübt. Kubungeiko ist zwar sehr
anstrengend, wenn man zuerst Jigeiko, dann Uchikomi, Hikitechniken, Kakarigeiko und Kirikaeshi machen muss, bevor man nochmal Jigeiko hat und dann die andere Person von Uchikomi bis Kirikaeshi alles geben muss. Sofort danach wird gewechselt und die Folge startet von vorne. Trotzdem hat aber auch Spaß gemacht. Als letztes hat dann die gelbe Gruppe Senseigeiko gemacht, während alle anderen freies Jigeiko machen konnten. Ich habe mit einigen Jugendlichen aus anderen Dojos trainieren können, was sehr viel Spaß gemacht hat. Ganz zum Schluss wurde sich noch offiziell bei allen Sensei und Helfenden bedankt und dann war der Lehrgang auch schon so gut wie zu Ende. Wir haben noch etwas kleines gegessen, uns von
den Leuten verabschiedet und sind dann nach Hause gefahren.

Insgesamt fand ich den Lehrgang sehr gut. Es war gut organisiert, hat viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder dabei sein kann.

~ Paula

Idyllische Lage, hartes Training

© Dominik Pitz

In diesem Jahr sind Tomomi, Nora, Haruna, Enzo und Michael zu fünft zur Jugendburg Sensenstein aufgebrochen, um am Gasshuku (Trainingslager) des Deutschen Kendobundes teilzunehmen. Genau wie Tomomi und Nora als Mitglieder des Kaders unter Morisaki-Sensei trainierten, durften sich die anderen drei als geladene Gäste mit in die harten Trainingseinheiten einreihen.

So hieß es dann nach dem noch eher lockeren Willkommens-Jigeiko am Donnerstagabend bereits am Freitag morgen um 6:30 Uhr erstmal antreten zum Oikomi. Damit war das Niveau gesetzt und alle fünf zogen mit größtem Elan die sechs Trainingseinheiten bis zur Sayonara-Party durch. Bei der Abschiedseinheit am Sonntagmorgen konnte man sich nochmal unter die Teilnehmenden des Breitensportes mischen und in freien Kämpfen ein letztes Mal ins Schwitzen kommen.

Im Laufe der Einheiten legte Morisaki-Sensei viel Wert darauf die Stärken der Kadermitglieder weiter zu fördern. Mit vielen Tipps und gezielten Übungen wurden unter anderem spezielle Techniken wie Katsugi oder aber auch Variationen für Hiki besprochen. Das Training zum Wechselspiel zwischen Defensive und Offensive sowie zum Halten der inneren Spannung, um jeden Moment angreifen zu können, hielten alle Kendoka in Atem.

Besonders können wir uns darüber freuen, dass Nora und Tomomi sich zwei der begehrten Plätze im Fraueneinzel bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr sichern konnten. An dieser Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch!

Harunas erster Lehrgang – Landeslehrgang Schleswig-Holstein

Am 21. Oktober zogen wir zusammen mit Haruna los nach Kiel, um bei ihrem ersten Einsatz als Tagessensei dabei zu sein. Mit den Kendoka versammelt aus Lübeck, Kiel und Elmshorn hieß es den ganzen Samstag dann in erster Linie atmen lernen. So hat uns Haruna sehr viel über Tanden-no-kokyu, also die Unterbauchatmung beigebracht. Gemeinsam hatten wir sehr viel Spaß und konnten wieder einen wundervollen Kendotag verbringen. Vielen Dank, Haruna!

Von Kendo und Undo

Seit zwanzig Jahren bietet Kanta Kozaki in Mainz immer wieder seine Universitätslehrgänge an. Demnächst steht die 80. Auflage dieser Seminare vor der Tür. Eigentlich hätte es am 14. und 15. Oktober so weit sein sollen, aber dann kam es etwas anders. So fand nun der 79-Komma-9te, der 79 3/4 oder der Prä-80te Kozaki Lehrgang statt.

Besonderen Wert hat Kozaki-Sensei dieses Mal darauf gelegt uns die Grundideen des Graduierungssystems zu erklären. Dabei ist er auch darauf eingegangen, wie diese sich in unserem jeweiligen Kendo wiederspiegeln. So haben wir unter anderem auch gelernt, dass man bis in die unteren Dangrade seinen Fokus stark auf „運動 – Undo“ legen sollte. Undo beschreibt dabei vor allem das physische Training im Bezug auf die verschiedenen Techniken. Wer viel Undo trainiert entwickelt zum Beispiel schnellere und stärkere Schläge.